7. Juni 2017

Synthese – Wie können die Sprachkompetenzen in der Berufsbildung verbessert werden?

Das jährliche Treffen der parlamentarische Gruppe „Mehrsprachigkeit CH“ fand am Dienstag, 30. Mai 2017 in Bern zum Thema „Wie können die Sprachkompetenzen in der Berufsbildung verbessert werden?“ statt. Unter der Leitung von Hanspeter Trütsch (SRF) diskutierten am runden Tisch Olivier Tschopp, Leiter der Stiftung Movetia.ch, Corinne Wieland, Klavierbauerin und Fachlehrperson am BBZ Arenenberg, Jürg Zellweger, Ressortleiter Bildung und berufliche Aus- und Weiterbildung beim Schweizerischen Arbeitgeberverband sowie Rudolf Siegrist, Rektor von BerufBildungBaden. Rund dreissig Personen – Parlamentarierinnen, Parlamentarier und Berufskräfte – nahmen an der Veranstaltung teil. 

Die Diskussion zeigte die unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedürfnisse: Der globalisierte Dienstleistungsmarkt mit dem Primat des Englischen einerseits, die KMU/Kleinstberufe auf schweizerischem Boden andererseits, die das Beherrschen der Landessprachen erfordern. Die Berufsverbände stehen einer grosszügigen Stundendotation für Sprachen oft skeptisch gegenüber, weil sie eine Überforderung der Lernenden befürchten. Sie sind auch der Ansicht, dass hier die obligatorische Schule in der Verantwortung steht. Zweisprachige Berufsbildungen bleiben somit ein Wunschszenario oder beruhen auf einem praktischen Bedürfnis (z. B. zentralisierte Ausbildung für Kleinstberufe). Der Erwerb von Sprachkompetenzen ist hingegen als Mehrwert der Berufsbildung anerkannt: Er steigert ihre Attraktivität und die Arbeitsmarktfähigkeit der Jugendlichen. Ebenso garantiert er eine grössere Chancengleichheit.

Mit den heutigen Gesetzesgrundlagen bietet die dem Bund unterstellte Berufsbildung eine einmalige Chance, die Frage des Sprachunterrichts auf nationaler Ebene anzugehen. Sie hängt jedoch von den einzelnen Verordnungen jedes Berufsverbandes und damit von zahlreichen spezifischen Erwartungen ab, die direkt an den Markt gekoppelt sind. Deshalb ist es heikel, eine Praxis «von oben» durchzusetzen. Andererseits gilt auch, und darin sind sich alle Teilnehmenden einig: Wenn zur Sprachenfrage keine politischen Entscheide gefällt werden, wird sich der Markt früher oder später durchsetzen.

Die Mobilität wurde als Schlüsselmassnahme begrüsst: Sprachkompetenzen, vor allem aber interkulturelle Kompetenzen sind auf dem Arbeitsmarkt stark gesucht. Es ist deshalb nötig, eine echte Austauschkultur zu etablieren, demotivierende Reden (Austausche sind kompliziert, gefährden die schulischen Ergebnisse, sind teuer usw.) zu überwinden und auf die gewinnbringenden Aspekte zu setzen. Es bleibt die Frage nach dem idealen Zeitpunkt für eine solche Erfahrung im Rahmen der Berufsbildung: Während der Ausbildungszeit eine Einigkeit der verschiedenen Akteure (Angestellte, Familie, Schule, Studierende, Branche) zu erreichen, ist schwierig. Eine zufriedenstellende Lösung könnte die Zeit nach der Ausbildung sein. Es wurde angemerkt, dass die «Bodenberufe» (Landwirtschaft, Weinbau) während langer Zeit bereits eine solche Kultur des Austauschs pflegten. Diese sollte neu belebt werden.

Um den jungen Lernenden Möglichkeiten zu bieten, ihren kulturellen Rucksack zu erweitern, wurden auch andere Wege erörtert: Eine Sensibilisierung für Sprachkompetenzen auf Branchen- und Berufsverbandsebene (sinnvoller als politischer Zwang); Ausbildungen und Instrumente, die einen entmystifizierten Zugang zu den Sprachen ermöglichen; die Förderung der Berufsmaturität, die in ihrem Ausbildungsgang den Sprachen grösseres Gewicht gibt; eine Förderung des Dialogs zwischen den KMU und den Jungen, damit diese den Sinn der Erlernens einer Sprache besser erfassen. Die neue nationale Strategie für Austausche (2018) wird einige Antworten auf die Frage des Sprachkompetenzen im Bereich der Berufsbildung liefern, dennoch braucht es in vielen Branchen noch eine grosse Sensibilisierungsarbeit.

KATEGORIE: Bildung, Parlamentarische Gruppe
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