20. Juni 2019
Synthese – Kulturbotschaft 2021-2024: Welche Strategie für die Mehrsprachigkeit
Anlässlich der Jahrestagung der parlamentarischen Gruppe «Mehrsprachigkeit CH» am Dienstag, den 11. Juni 2019 in Bern zum Thema «Kulturbotschaft 2021-2024: Welche Strategie für die Mehrsprachigkeit» diskutierten rund 40 Teilnehmende die vom Bund vorgeschlagenen neuen Massnahmen zugunsten der Landessprachen für den Zeitraum 2021-2024.
Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamtes für Kultur, stellte die Bilanz der aktuellen Periode vor: Gründung der Agentur Movetia, Verabschiedung von einer gemeinsamen Strategie und Zielen für den Sprachaustausch (Kantone und Bund); Unterstützung des Italienischunterrichts; Unterstützung der romanischen Medien und ab 2020 von Projekten für die Diaspora; neue Legitimität der Strategie für den Landessprachenunterricht an den obligatorischen Schulen durch verschiedene kantonale Abstimmungen.
Die neue Kulturbotschaft schlägt vor, diese Prioritäten zu erhalten. Weitere CHF 10 Mio. werden für den Sprachaustausch beantragt, mit dem Ziel, bis zum Ende der Periode 4-6% der Schülerinnen und Schüler zu erreichen[1]. Der Nationalrat hat soeben eine Motion für eine Aufstockung der Mittel in diesem Bereich genehmigt (5.6.2019). Die Kulturbotschaft sieht zudem neue statistische Standards für den Austausch, verstärkte Maßnahmen für den Italienischunterricht (obligatorische Schulzeit) sowie die Förderung des Rätoromanischen mit Projekten für die Diaspora und die Medien vor. Diese werden durch öffentliche Mittel im Rahmen der neu gegründeten Fundaziun Medias Rumantschas unterstützt. Frau Chassot betonte, dass diese Bemühungen nur mit der koordinierten Unterstützung aller Akteure (Parlament, Kantone, Gemeinden, Bildung, Wirtschaft, Medien und Kultur) realisiert werden können.
Im Anschluss an diese Präsentation diskutierten Susanne Hardmeier, Generalsekretärin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Beat Vonlanthen, Ständerat und Olivier Tschopp, Direktor von Movetia, die Herausforderungen der Kulturbotschaft 2021-2024. Die folgenden Punkte sind zu beachten:
- Vonlanthen wünscht sich eine Stärkung der Immersionspädagogik (zweisprachiger Unterricht). S. Hardmeier wies darauf hin, dass die mit solchen Schulstrukturen verbundenen Kosten nicht durch das Budget einer Kulturbotschaft gedeckt werden können. Für B. Vonlanthen geht es darum, exemplarische Projekte zu fördern. Da die Kenntnis der Landessprachen und -kulturen einen starken Einfluss auf den nationalen Zusammenhalt hat, muss das Parlament die notwendigen Mittel bereitstellen. Seiner Meinung nach ermöglicht der Immersionsunterricht, die Hürden des Austauschs zu überwinden.
- Ein Sprachaustausch kann nämlich den Lehrerpersonen und Familien nicht aufgedrängt werden (Kosten- und Logistikfragen). Es geht also darum, eine Kultur des Austauschs zu entwickeln. Movetia arbeitet aktiv daran, insbesondere durch sein Angebot für junge Lehrpersonen.
- Tschopp und diverse Vertreter der Wirtschaft unterstreichen das Interesse der Wirtschaft und der Berufsverbände an der Förderung einer solchen Kultur der Mobilität und der Sprachkenntnisse. S. Hardmeier forderte diese auf, diese Position in den Debatten mehr zur Geltung zu bringen. Es wird auch daran erinnert, dass sowohl der nationale als auch der internationale Austausch für die Ausbildung junger Menschen wichtig sind und in diesem Sinne sich nicht konkurrezieren sonder ergänzen.
Das Vernehmlassungsverfahren für die Kulturbotschaft 2021-2024 wurde am 29. Mai eingeleitet und läuft bis zum 25. September 2019.
[1] Derzeit: 2%. Olivier Tschopp, Direktor von Movetia, weist darauf hin, dass zur Erreichung der idealen Vision – jeder Schüler erlebt mindestens einen Austausch während seiner Schulzeit – jährlich etwa 10% der Schüler beteiligt sein müssen.
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